Der große AD-Guide: Das sind die 10 wichtigsten Einrichtungsstile, die für immer unschlagbar sind – von Japandi über Boho bis zu Industrial und Landhaus.
Wohnung einrichten: die wichtigsten Einrichtungsstile – von Japandi über Boho bis zu Industrial und Landhaus.
Sie sind in eine neue Wohnung gezogen oder haben Ihr altes Haus renoviert und sind jetzt nur noch auf der Suche nach dem passenden Einrichtungsstil? Oder wollen Sie einfach nur frischen Wind in Ihr Zuhause bringen? Wir haben einen Überblick über die zehn beliebtesten Einrichtungsstile und Wohntrends zusammengestellt: Vom kühlen Norden bis nach Fernost, von cleanem Minimalismus bis hin zum farbenfrohen Boho-Eklektizismus – unter diesen zehn Looks ist sicher auch für die Einrichtung Ihrer vier Wände die passende Inspiration dabei.
Funktional, geradlinig und klar, so lieben die Dänen, Schweden, Norweger und Finnen ihre Einrichtung. Und auch hierzulande gibt es immer mehr Fans des Skandi-Stils, einer Designbewegung, bei der die Liebe zur Natur im Vordergrund steht. Tatsächlich baut nordisches Design fast ausschließlich auf Naturmaterialien wie heimischen Hölzern und Rattan sowie Leinen, Baumwolle und Leder auf, die mit schlichten Farben wie Weiß, Grau oder Beige ergänzt werden. Akzente werden beim Einrichten der Wohnung lediglich mit hellen Pastelltönen oder – bei echten Skandi-Lovern – mit Designobjekten wie Stühlen von Fritz Hansen, Leuchten von Louis Poulsen sowie Deko von Ferm Living oder Muuto gesetzt. Seit ein paar Jahren ergänzen zwei neue Interiortrends den Look: Bei „Hygge“ aus Dänemark dreht sich alles um Wärme und Geborgenheit, und beim schwedischen „Lagom“ wird darauf geachtet, die richtige Balance zu halten und einem bewussten, ressourcenschonenden Lebensstil zu folgen.
Aber egal ob Hygge, Lagom oder einfach Skandi, die klassischen Wohntrends aus dem hohen Norden sind nicht nur praktisch und sehr gemütlich, sondern lassen sich auch gut mit anderen Einrichtungsstilen kombinieren.

Der Wohntrend Japandi ist, wie der Name schon sagt, eine Kombination von japanischen und skandinavischen Designelementen. Beim Japandi vermischen sich zwei Kulturen, die trotz der großen Entfernung eine wichtige Gemeinsamkeit haben: die starke Naturverbundenheit. Beim Einrichten spiegelt sich diese besondere Beziehung vor allem in der Verwendung der Materialien wider, sodass beim Japandi der Fokus auf natürlichen Rohstoffen wie Stein, Papier oder Holz liegt. Der Unterschied zum reinen Skandi-Look ist jedoch, dass in der Wohnung besonders bei Hölzern auch gerne mal zu dunkleren Arten gegriffen werden darf. Denn insgesamt erlaubt der japanische Einfluss eine großzügigere Verwendung von Tönen wie Schwarz, dunklem Grün, Terrakotta oder Aubergine. Eine weitere Modifikation ist die Berücksichtigung der Lehre des Feng-Shui, die seinen Ursprung zwar in China hat, aber auch von den Japanern bei der Ausstattung der eigenen vier Wände häufig berücksichtigt wird.
Der große Spagat zwischen Nord und Ost gelingt immer mehr Designer:innen, unter ihnen zum Beispiel Stephanie Thatenhorst und der dänische AD100-Designer David Thulstrup.

Ob in Cafés, Strandbars oder auf Hochzeiten, der Boho-Look ist allgegenwärtig und hält in den letzten Jahren immer häufiger Einzug in die eigenen vier Wände. Seinen Ursprung hat Boho, die Kurzform von „Bohémien“, im Frankreich des 17. Jahrhunderts und bezeichnete einst die unkonventionelle Lebensweise der fahrenden Völker aus Böhmen. Nachdem im 19. Jahrhundert zunächst aufständische Künstler den ungezwungenen Stil adaptierten, griffen vor allem die Hippies viele der typischen Elemente auf.
Heute bezeichnet Boho, genau wie der Eklektizismus, einen sehr vielseitigen Einrichtungsstil, bei dem fast alles erlaubt ist. Neue Möbel dürfen mit Vintage-Flohmarktfunden gemischt werden, sodass nicht selten sechs verschiedene Stühle an einem großen Tisch stehen. Bei der Deko liegt der Fokus auf unbehandelten Naturmaterialien wie Holz, Rattan, gemütlichen Stoffen aus Baumwolle, Mohair und Leinen sowie die sich daraus ergebenden Farben Beige, Braun und Olive. In der Wohnung können Akzente leicht mit strahlendem Gelb, Blau und auffälligen Ethnomustern, wilden Fransen und schillernden Stickereien gesetzt werden. Einfache Handarbeitstechniken wie Batik und Makramee erlauben eigene DIY-Projekte wie Hängematten, Wandteppiche oder Blumenampeln, sodass der Boho-Stil am Ende vor allem eins ist: persönlich und individuell.

Was haben eine mallorquinische Finca, ein Landhaus in der Provence und die kleinen weißen Häuser der griechischen Inseln gemeinsam? Richtig, die Wohnung ist entspannt, rustikal und vor allem sehr einladend eingerichtet.
Wer auch im meist weniger sonnigen Deutschland nicht auf die südländische Gelassenheit und das maritime Urlaubsfeeling verzichten möchte, kann sich den mediterranen Look ganz einfach nach Hause holen: Die Grundlage bilden helle Farben wie Weiß, Beige und erdige Töne wie Olivgrün, Terrakotta sowie Ocker, die mit frischen Farbtupfern aus warmen Gelb, Orange und Azurblau ergänzt werden können. Zu den beliebtesten Materialien gehören neben Ton, Bast und Leinen auch regionale Hölzer des Oliven- oder Pinienbaums. Für den Boden und die Wände eignen sich bunte Mosaiksteine oder handgefertigte Zellige-Fliesen besonders gut. Und was natürlich auch nicht fehlen darf, ist farbenfrohe Keramik-Tableware von Studio Riviera oder Motel a Miio sowie mediterrane Pflanzen und Kräuter, die sich nicht nur als Deko, sondern auch perfekt zum Kochen eignen.

Genug vom grauen Großtstadtdschungel? Mit Möbelstücken und Accessoires im Landhausstil lässt sich der gemütliche Cottage-Charme, der seinen Ursprung im Großbritannien des 17. Jahrhunderts hat, auch in die Stadt holen. Denn besonders in alten Wohnungen verbergen sich hinter Wandverkleidungen nicht selten wahre Landhausschätze wie Holzbalken oder Backsteine, die nur darauf warten, freigelegt zu werden. Und auch die Einrichtung darf ein paar Jahre auf dem Buckel haben, denn für den ländlichen Look sind kleine Makel sowie Gebrauchsspuren erlaubt und sogar erwünscht. Neben Flohmarktfunden aus Massivholz, im Originalzustand oder nachträglich weiß lackiert, dürfen also auch lieb gewonnene Erbstücke wie Bilderrahmen, Tischdecken oder die Vase der Großmutter einziehen. „Very british“ wird’s mit einem Teeservice, gerne mit floralem Muster, oder einem Chesterfield-Sofa. Verspielt einrichten funktioniert auch mit gemütlichen Leinenkissen, neuen Bezügen oder Füßen – zum Beispiel von Bemz –, sogar die altbewährte Couch lässt sich nachträglich noch im Landhausstil stylen.

Kaum ein Jahrzehnt hat so viele Design-Klassiker hervorgebracht wie die 1950er- und 60er-Jahre. Kein Wunder also, dass der Midcentury-Wohnstil auch heute noch so wahnsinnig beliebt ist. Als wahre Ikone dieser Zeit gilt der „Lounge Chair“ von Charles und Ray Eames, der heute noch im nahezu gleichen Verfahren durch die Firma Vitra hergestellt wird. Der bequeme Liebhabersessel zeigt deutlich einige wichtige Charakteristika des Midcentury: Hochwertige Naturmaterialien wie Holz und Leder treffen auf üppige, organische Formen, die von zierlichen Füßen aus Metall getragen werden. Merkmale, die sich nicht nur bei den Sitzmöbeln von Eames oder Le Corbusier, sondern auch bei den bis heute sehr gefragten Nierentischen und Sideboards finden lassen. Ebenfalls typisch für den Sixties-Chic sind opulente, meist texturierte Stoffe wie Samt, Cord und Bouclé in Tannengrün, kräftigem Navy oder Violett. In Kombination mit glanzvollen Akzenten in Messing oder Chrom wird der glamouröse, aber dennoch gemütliche Midcentury-Stil in der Wohnung perfekt abgerundet.

Als der lässigste unter den Einrichtungsstilen gilt der Industrial-Look, ein Trend, der in den 1960er-Jahren eher aus einer Not heraus entstand und auch heute noch von seiner Unvollkommenheit lebt. Denn unverputzte Ziegelwände, freiliegende Rohre und Stahlkonstruktionen werden nicht wie gewohnt in der Wohnung versteckt, sondern ganz bewusst beim Einrichten in Szene gesetzt. In Kombinationen mit unbehandeltem und dadurch patiniertem Holz, rissigem Leder sowie rauem Beton entsteht ein entspannter Used-Look mit Werkstatt-Flair, der besonders bei Männern gut ankommt. Wer aber trotzdem nicht auf Wohnlichkeit verzichten will, kann mit Fellen und farbigen Samtkissen in dunklen Rost-, Grün- oder Blautönen nachhelfen. Als Farbtupfer dienen außerdem pflegeleichte Pflanzen wie Kakteen, bunte Gläser sowie ein alter Perserteppich oder Blechschilder vom Flohmarkt. Und auch bei den Möbeln darf Alt mit Neu gemischt und zudem gern selbst Hand angelegt werden: Mit gebrauchten Stahl- oder Kupferrohren lassen sich ganz einfach Garderoben und Regale bauen – Inspiration gibt es zum Beispiel bei Rackbuddy.
Wer an Einrichtung im Bauhausstil denkt, dem kommen wohlmöglich zuerst diverse Sessel aus Stahlrohr und schwarzem Leder in den Sinn. Und tatsächlich sind der „Barcelona Chair“ von Mies van der Rohe und der „Wassily Chair“ von Marcel Breuer (heute beide über Knoll International erhältlich) die bekanntesten Designs aus der Bauhaus-Ära und heute absolute Must-haves. Jedoch muss sich die Farbwahl für die Einrichtung im modernen Bauhaus-Look nicht auf Schwarz, Weiß und Grau beschränken, sondern kann auch auf die Primärfarben Rot, Gelb und Blau ausgeweitet werden, solange dabei nicht zu viele Farben miteinander gemischt werden und stets das Credo „Weniger ist mehr“ berücksichtigt wird. Und sogar Muster sind beim Einrichten erlaubt, wenn sie sich aus simplen, geometrischen Formen zusammensetzen. Denn für die Anhänger des Bauhaus folgt die Form immer der Funktion, sodass in der Wohnung auf unnötige Schnörkel verzichtet werden sollte. Ein großer Vorteil dieser geradlinigen, schlichten Gestaltung: eine zeitlose Ästhetik, an der man sich auch nach 100 Jahren noch nicht sattgesehen hat.

Unterkühlt, unpersönlich oder sogar steril? Der minimalistische Einrichtungsstil hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, von denen jedoch nur die wenigsten zutreffen. Denn der Verzicht auf unnötiges Chichi in der eigenen Wohnung heißt nicht, lieb gewonnene Gegenstände oder Erinnerungen zu entsorgen, sondern den eigenen Konsum zu hinterfragen und bestenfalls langfristig zu reduzieren. Beim Minimalismus geht es also nicht nur darum, sämtliche Deko zugunsten cleaner Oberflächen und Wände zu entfernen, sondern auch um das Weglassen von ungenutzten Objekten: Eine großzügige Sofalandschaft kann beispielsweise mehrere kleine Sitzmöbel und ein Esstisch sogar einen Arbeitsplatz ersetzen.
Zwar fokussieren sich viele Minimalisten beim Einrichten auf neutrale Töne und setzen vermehrt auf Weiß, aber ein bewusster, partieller Einsatz von Farbe ist ebenfalls möglich. Auch die Kombination unterschiedlicher Texturen oder die Verwendung großflächiger Muster in Form von geometrischen Formen sowie Typographien harmonieren gut mit einer puristischen, aufgeräumten Umgebung.

Für Liebhaber des klassischen Wohnstils darf es gerne auch mal etwas mehr sein, besonders wenn es um Qualität und Langlebigkeit geht. Denn wie der Name schon sagt, richtet sich die klassisch-traditionelle Einrichtung nicht nach aktuellen Trends und ist somit vor allem eins: in der Einrichtung stets zeitlos!
Meist bilden helle, in Creme- und Sandtönen gestrichene Decken und Wände die Basis für dunkle, aufwändig verzierte Massivholzmöbel aus Kirsch-, Nussbaum oder Kastanie. Auf verschieden großen Tischen, die gerne vom Antiquitätenhändler des Vertrauens stammen dürfen, machen Glasschalen oder -vasen mit frischen Blumen eine gute Figur, und an den Wänden verleihen Tapisserien oder ein großer Spiegel mit Rahmen im Barock-Stil einen Hauch Nostalgie.
Für Vorhänge, aber auch für Sofa, Sessel und die dazu passenden Kissen in der Wohnung eignen sich schwere Brokat- oder Samtstoffe in gedeckten Farben wie Bordeaux, Braun oder Grün. Und auch auffällige Muster mit Karos oder Streifen sind in klassisch eingerichteten Räumen gern gesehen und komplettieren ein elegantes Gesamtbild.

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